
Produktdesign: Ein Thermostat, das nicht wie Technik aussieht
Wie kann man smarte Technik so gestalten, dass sie sich nicht wie Technik anfühlt? In einem Designprojekt haben wir eine Fernbedienung für Smart-Home-Anwendungen entwickelt in Form einer Vase. Das Ziel: Ein Objekt, das sich nahtlos in moderne Wohnzimmer integriert und gleichzeitig intuitiv bedienbar bleibt.
Studienmodul | Produktdesign |
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Zeitraum | März 2024 – Juli 2024 |
Team | Sarah Lindinger, Fabian Gnahn, Joshua Lambeck |
Hochschule | Technische Hochschule Ingolstadt |
Problemstellung und Idee
Fernbedienungen wirken in vielen modernen Wohnungen wie ein technischer Fremdkörper. Klobig, grau, voller Tasten und meist fern vom gestalterischen Anspruch ihrer Umgebung. Die zentrale Frage unseres Projekts: Wie müsste eine Fernbedienung aussehen, die sich nahtlos in ein stilbewusst eingerichtetes Wohnzimmer einfügt?
Unsere Antwort: Sie müsste sich tarnen – ohne versteckt zu sein. Inspiriert von Wohnaccessoires wie Vasen oder Tassen entwickelten wir "Donald" – ein Thermostat in Form einer Vase, das durch Materialwahl, Formensprache und Interaktion zur natürlichen Erweiterung des Wohnraums wird.

Entwicklungsprozess der Donald Vase
Prozess und Entwicklung
Die Entwicklung begann mit der funktionalen Ideation: Wie lässt sich ein Thermostat sinnvoll in ein alltägliches Objekt überführen? Eine Drehscheibe zur Temperaturregelung? Ein Fuß zum Ein- und Ausschalten? Erste Skizzen, Knetmodelle und Experimente folgten.
Wir analysierten Zielgruppen (v. a. Millennials und Gen Z in urbanem Umfeld) und entwickelten ein Moodboard mit gestalterischen Referenzen. Die Formensprache wurde digital in Blender verfeinert – mit Fokus auf runde, organische Formen, einladende Haptik und hohe Materialqualität.
Das finale Produkt ist eine Vase mit integrierter Thermostatfunktion: Die Temperatur wird durch Drehen eingestellt, das Gerät durch Kippen ein- und ausgeschaltet. Eine dezente Markierung zeigt die aktuelle Einstellung an. Die Vase besteht aus glasierter Keramik – robust, natürlich, handwerblich anmutend.
Temperaturkontrolle durch Drehen um die eigene Achse
An- und Ausschalten durch Umdrehen des unteren Teiles
Designprinzipien und Interaktionen
"Donald" folgt einer integralen Formensprache: Das Produkt ist kein Behälter für Technik, sondern ein skulpturales Objekt mit funktionaler Doppeldeutigkeit. Die Bedienung – Drehen, Kippen – ergibt sich intuitiv aus der Form.
Formfunktion: Runde, weiche Linien, ausgewogene Proportionen
Anzeichenfunktion: Markierung zur Anzeige der Temperatur
Symbolfunktion: Wertigkeit durch Material, Anmutung zwischen Designobjekt und Wohnaccessoire
Die bewusst unkonventionelle Formsprache – inspiriert von "quirky Design" und Maximalismus – hebt das Objekt deutlich von klassischer Haustechnik ab. Sie macht es zu einem Gesprächsthema – nicht nur zu einem Werkzeug.
Ergebnis und Learnings

Der Name entstand aufgrund der Ähnlichkeit mit der Comicfigur Donald Duck
Das Projekt zeigt, wie Technik anders gedacht werden kann: nicht als Störung im Raum, sondern als dessen natürlicher Teil. Mit "Donald" haben wir ein Produkt gestaltet, das nicht nur funktional, sondern vor allem wohnlich ist. Es verbindet analoge Steuerung mit digitaler Funktionalität und das in einer Form, die überrascht. Gerade im Kontrast zur oft nüchternen Smart-Home-Welt bietet die Vase eine neue Perspektive auf Alltagsgestaltung. Technik wird nicht sichtbar gemacht sondern schön.
Wir haben gelernt, wie stark Materialität und Symbolik das Nutzungserlebnis prägen – besonders bei unsichtbarer Technik. Der Fokus auf Haptik, Form und Umgebungskontext hat unsere gestalterischen Entscheidungen wesentlich beeinflusst.
Zudem zeigte sich, wie wichtig ein iterativer Prozess ist: Vom Moodboard über Knetmodell bis zum Blender-Prototypen. Jeder Schritt brachte neue Erkenntnisse. Und: Gute Gestaltung entsteht nicht durch Funktion allein – sondern durch die Verbindung von Form, Gefühl und Funktion.